1851
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Der Hochofen der Eisenhütte wird auf Koksfeuerung umgestellt.
1852
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Hüttendirektor Emil Langen übernimmt das Schriftführeramt im „Comité für die Eisenbahnlinie Cöln – Troisdorf/ Siegburg – Frankfurt“.
Müllekoven: Siegregulierung zur Verhinderung von Überschwemmungen; sie wird im neuen Bogen verschwenkt und erhält einen neuen Mündungseinfluss in den Rhein.
Troisdorf: Das Frühjahrshochwasser beschädigt an fünf Stellen den Aggerdamm und überschwemmt das gesamte Gebiet des Oberdorfes bis zur Siedlungshöhenlinie Fliegenberg – Taubengasse – Am Pfuhl – Sanderhof – Im Grund – Kirchstraße – Steinhof – Kaninberg. Im weiteren Verlauf dieser riesigen Überschwemmung kommt es zu einer Viehseuche.
Spich: In diesem Jahr genehmigt der Gemeinderat das Gehalt für eine Hebamme. Damit entfällt die schwierige Hilfeleistung der Hebamme aus Troisdorf, die immer nach Spich geholt werden musste.
Sieglar: Mit dem „Allerhöchsten Erlass vom 21.4.1852“, unterschrieben von König Friedrich Wilhelm IV. und veröffentlicht im preußischen Gesetzblatt 1852, Seite 255, Nr. 3550, wird der Bau einer „Gemeinde-Chaussee von der Cöln – Frankfurter Staatsstraße in Troisdorf über Sieglar bis zum Rheinhafen in Mondorf“ genehmigt. Außerdem wird bekannt gegeben, dass nach Fertigstellung Chausseegeld an noch zu bestimmenden Hebestellen erhoben wird. Mit dem Bau wurde 1853 begonnen. Fertiggestellt war die neue Straße am 12.11.1855. Die Hebestelle für das Chausseegeld wurde am 14. April 1856 für 3 Jahre verpachtet. Der Gastwirt Wilhelm Thiesen erhielt den Zuschlag. In Höhe seines Hauses auf der Hauptstraße (heute Larstrasse) wurde der Schlagbaum eingebaut.
1853
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Emil Langen lässt den bestehenden Hochofen zweizügig umbauen. Jetzt kann der Schmelzvorgang sowohl mit Holzkohle als auch mit Koks erfolgen.
Altenrath: Nach Errichtung einer katholischen Pfarrgemeinde Rösrath werden 17 Ortschaften des alten Kirchspiels Altenrath nach
Rösrath
umgepfarrt. Eine weitere Umpfarrung geschieht 1866 mit 9 Ortschaften und Bauernsiedlungen nach
Scheiderhöhe
und 1917 mit nochmals 15 Ortschaften und Siedlungsbereichen nach Rösrath. Damit ist der Pfarrbezirk der katholischen Pfarrgemeinde den Gemeindegrenzen der Zivilgemeinde angepasst.
Altenrath: Die hier schon seit 200 Jahren bestehende Erzgrube wird neu vermessen und geologisch untersucht. Sie enthält abbauwürdige Kupfer-, Blei-, Zink-, Kobalt- und Nickelerze. Eine für den Abbau gegründete Bergbaugesellschaft nennt sich „Grube Versöhnung“. 1858 muss der Betrieb wegen zu teuerer Abbauarbeiten eingestellt werden. 1867 wird nochmals ein preiswerter Abbau mit neuen technischen Anlagen versucht. Aber auch jetzt ist der Abbau nicht gewinnbringend. 1869 wird der Betrieb eingestellt, und 1872 werden die Anlagen öffentlich versteigert.
1854
Spich/Troisdorf: Beginn der Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Köln-Troisdorf-Gießen.
Spich: Pfarrer Blotz wird als Vikar an der Kapelle Spich der erste Rendant der Spar- und Darlehenskasse des Siegkreises.
1855
Troisdorf: Der spätere Kunstmaler Eduard Heinrich von Knackfuss wird auf Haus Wissem geboren. Nach der Gymnasialzeit besuchte er ab 1872 die Düsseldorfer Malerakademie. 1888 trat er als Novize in das Düsseldorfer Dominikanerkloster ein und wurde Dominikanermönch. Neben der Schaffung meisterlicher Kunstwerke betätigte er sich im Kloster auch als Schriftsteller. Er starb am 15.10.1939 als 84-Jähriger in Kassel.
Spich: Der Oberpräsident der Rheinprovinz genehmigte dem Spicher Gemeinderat, für den Neubau einer Kirche in den Regierungsbezirken Köln, Aachen und Trier eine Hauskollekte zur Finanzierung der Baukosten abzuhalten. Die Planungen zum Bau einer neuen Kirche gehen auf das Jahr 1850 zurück. Zwei Pläne für den Neubau einer größeren Kapelle wurden verworfen. 1856 wurde ein neuer dem Generalvikariat Köln und dem Bürgermeister vorgelegt, der dann mit Änderungen genehmigt wurde. Am 4. September 1858 wurde der Grundstein gelegt, fertiggestellt war die Kirche am 28. November 1860. Ein Jahr später, am 12. November 1861, wird die Spicher Pfarrgemeinde von der Sieglarer Pfarrgemeinde getrennt und in einer Urkunde als selbstständige Pfarrei mit eigenem Pfarrer eingerichtet.
Troisdorf: Die Gemeinde kauft zur Vergrößerung der Schule das Haus Birkhäuser Kölner Straße 3. Hier konnten in einem vorhandenen Saal ca. 150 Kinder unterrichtet werden. Der andere Saal wurde schon seit Herbst 1854 als Kirchenraum genutzt, weil die Kirche wegen Einsturzgefahr geschlossen worden war (5. August 1854). Bis 1864 war in dem Haus die Doppelnutzung Kirche/Schule nötig. 1864, nach Fertigstellung der neuen St. Hippolytuskirche am jetzigen Standort, ging der Schulbetrieb noch bis 1869 weiter. In diesem Jahr war die neue Schule an der Ecke Kirchstraße/Kölner Straße fertiggestellt. Danach wurde das Haus Birkhäuser für Lehrer-Dienstwohnungen umgebaut. Wegen seiner Nutzung als Kirche erhielt das Haus im Volksmund den Namen „Haus Sion“.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Auf dem Gelände der Eisenhütte wird mit dem Bau eines zweiten Hochofens begonnen. Im Juni (12.6.) wird die notarielle Urkunde zur Gründung des „Sieg- Rheinischen-Bergwerks- und Hütten-Actienvereins“ zu Cöln vollzogen. Die Urkunde wurde durch königliches Dekret am 9.8.1856 genehmigt und Emil Langen zum ersten Generaldirektor bestellt. Die Einzelfirma Jacob Langen wird liquidiert.
1857
Troisdorf: Durch die in Preußen am 15.5.1856 erlassene Städteordnung wird die Ortschaft Siegburg am 25.6.1857 zur Stadt erklärt und scheidet endgültig aus dem Verbund mit der Vogtei Troisdorf/Wolsdorf aus. Die neue Städte- ordnung ist nur auf Siegburg anwendbar. Troisdorf und Wolsdorf werden eine eigene Landbürgermeisterei mit dem Charakter von zwei Spezialgemeinden (je ein eigener Haushalt, Gemeinderat, Gemeindevorsteher). Die Verwaltungsgeschäfte werden in Personalunion vom Siegburger Bürgermeister getrennt von den Stadtangelegenheiten verwaltet. Troisdorf hatte acht und Wolsdorf vier Vertreter in der Bürgermeistereiversammlung.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Der neue Actien-Verein hat Pläne für ein neues Puddel- und Walzwerk beim Bergamt Siegen eingereicht.
In diesem Jahr werden 490 Arbeiter und Angestellte an zwei Hochöfen, in der Maschinenfabrik, der Gießerei und im Walzwerk beschäftigt.
1858
Altenforst: Die Actiengesellschaft „Vulkan“ in Duisburg übernimmt in diesem Jahr 53 Eisen-(Toneisenstein-)Abbaugenehmigungen im Altenforst unter dem Namen „Wahner Heide“.
1859
Troisdorf: Am 1. Januar wird die Eisenbahnstrecke Deutz-Siegburg-Hennef eröffnet. Troisdorf erhält erst am 2. August 1861 einen Bahnhof.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Die Betriebsleitung des Eisenhüttenwerks erhält am 24. Januar die königliche Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Schmalspureisenbahn zwischen dem Werk und einer Anschlussstelle an der Deutz-Gießener Eisenbahn bei Troisdorf. Der Betrieb wird 1860 aufgenommen und 1871 nach dem Bau der Anschlussbahn an die neue Bahnstrecke Troisdorf-Niederlahnstein aufgehoben.
1860
Friedrich-Wilhelms-Hütte: In diesem Jahr beschäftigt die Eisenhütte 572 Arbeiter, 16 leitende Angestellte und 2 Direktoren, zusammen 590 Personen.
1861
Spich: Bei einem Großbrand am Abend des 2. September verbrennen Scheune, Ställe und Teile des Wohnhauses von Haus Spich. Große Viehbestände verbrennen im Feuer. Das Wohnhaus und die Hofanlagen werden bis 1866 wieder aufgebaut.
Spich: Wegen zunehmender Feld- und Walddiebstähle wird dem Feldhüter eine freiwillige Bürgerwehr zugeordnet.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Im Werksgebäude „Die Kaserne“ wird mit Genehmigung von Generaldirektor Emil Langen eine evangelische Privatschule eingerichtet. Schulträger ist die evangelische Kirchengemeinde Siegburg. Auf Antrag können auch katholische Kinder am Schulunterricht teilnehmen.
Bergheim: Am 29. März wird der neue Friedhof (heutiger Standort) eingeweiht und für Beerdigungen bereitgestellt.
1862
Bergheim: Die neu gebaute Schule wird eröffnet.
Spich: Am 30. April wird der erste Pfarrer Wilhelm Joergens in sein Amt eingeführt. Der Kirchenvorstand kauft ein Grundstück in der Randlage zur Anlegung eines Friedhofs. Jetzt brauchen Spicher Einwohner nicht mehr in Sieglar beerdigt zu werden. Damit verliert der so genannte Spicher Leichenweg nach Sieglar seine Bedeutung.
Oberlar: Im März wird der Güterbahnhof Troisdorf (später Vorbahnhof Troisdorf genannt) eröffnet. Nach dem Bau einer Güterzugstrecke über die Kölner Südbrücke bis Mülheim-Speldorf wird der Güterbahnhof ein bedeutender Umspannbahnhof für Kohlen-, Eisenerz- und andere Massengüterzüge.
1863
Spich: Herrn Gottschalk aus Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld) wird das Bergwerkseigentum am Johannesberg (Kollberg) für den Abbau von Toneisenstein verliehen.
Troisdorf: Der Gemeinderat stellt an den Regierungspräsidenten Köln den Antrag, die Landbürgermeisterei Troisdorf-Wolsdorf aufzulösen und für Troisdorf die Einrichtung einer eigenen Bürgermeisterei zu genehmigen. Die Regierung lehnt den Antrag ab.
Spich: An der Rheidter Straße (heute Niederkasseler Straße) beginnt Wilhelm Mertens mit dem Rösten von Kaffee. Der Betrieb wird 1913 an den Vorbahnhof verlegt, um Kaffeetransporte über die Eisenbahn abzuwickeln.
1864
Troisdorf: Es gibt eine Postagentur mit Zustellbezirk für das gesamte Gebiet der „Unteren Sieg“ von der Aggerbrücke bis Rheidt am Rhein sowie Friedrich-Wilhelms-Hütte – Kriegsdorf und Ulrath.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: In der „Kaserne“ des Werks wird ein Beetsaal für evangelische Christen aus Friedrich-Wilhelms-Hütte und Troisdorf eingerichtet. Den Sonntagsgottesdienst übernimmt ein Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Siegburg.
Troisdorf: Die Holzbrücke über die Agger wird durch eine Steinbrücke ersetzt.
1865
Spich: Hans Willi Mertens wird am 26. Mai geboren. Er studiert Pädagogik und wird Lehrer. Mit seinen Gedichten und Balladen ist er im ganzen Rheinland bekannt geworden. Er veröffentlicht 5 Gedichtbände, die auch teilweise für Männerchöre vertont werden. Er stirbt am 13. Oktober 1921 in Köln.
In diesem Jahr wird der Braunkohlenabbau am Johannesberg eingestellt.
1866
Altenrath: Auf Veranlassung des Lehrers
Joseph
Rademacher
wird die romanische Kirche St. Georg restauriert. Dabei wird ein kleines Chörchen angebaut und werden die Fenster vergrößert. Durch seitliche Anbauten erhält die Kirche die Kreuzform.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Die evangelische Privatschule im Kasernenhaus der Eisenhütte wird eine öffentliche Schule.
Troisdorf: In diesem Jahr wird der Pfarrzehnt endgültig abgelöst.
Am 24.12. wird die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahnlinie Siegburg-Ehrenbreitstein erteilt. Die Pläne werden 1867 geändert in den Streckenabschnitt „Troisdorf-Oberkassel-Niederlahnstein“. Damit erhält das Eisenhüttenwerk in Friedrich-Wilhelms-Hütte einen direkten Anschluss.
1867
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Generaldirektor Emil Langen legt den Vorsitz des Vorstands des Sieg-Rheinischen-Bergwerks und Hütten-Actienvereins nieder. Er tritt in gleicher Funktion die Stelle des Generaldirektors bei der Salzgitter AG an. Sein Nachfolger wird
Heinrich Rosenbaum.
Spich: Am 12. April bricht im Anwesen der jüdischen Familie
Sperber
an der Hauptstraße ein Brand aus. Haus, Scheune und Stall werden ein Raub der Flammen.
Kriegsdorf: Haus Rott geht in das Eigentum der Familie Edmund
Spies von Büllesheim
auf Haus Hall bei Ratheim über.
1868
Kriegsdorf: Die einklassige Schule ist fertig gestellt und beginnt mit dem Schulunterricht.
Sieglar: In Sieglar bricht eine noch wenig erforschte Krankheit, die Entzündung der Bindegewebe, aus; sie wird auch als Wundrosenerkrankung bezeichnet und soll ansteckend wirken.
1869
Troisdorf: Neubau des Schulhauses an der Ecke Kirchstraße / Kölner Straße.
Bergheim: Abriss der gotischen Pfarrkirche und Grundsteinlegung des Neubaus.
1870
Altenrath: Die Schießplatzerweiterungen durch Aufkäufe der Militärverwaltung erreichen das Gebiet der Gemeinde Altenrath.
Friedrich-Wilhelms-Hütte:
Albert Renard, belgischer Hochofenspezialist, wird Nachfolger von Heinrich Rosenbaum als Generaldirektor der Eisenhütte.
1871
Troisdorf: Am 1.3.1871 wird das Teilstück „Troisdorf-Oberkassel“ der Eisenbahnstrecke Troisdorf-Niederlahnstein in Betrieb genommen. Gleichzeitig ist der Bahnhofsneubau fertig gestellt. Das Gebäude ersetzt das Holzgebäude von 1861.
Auf dem Marktplatz gegenüber der Schule (später Ursulaplatz) wird eine Friedenseiche gepflanzt. Im Wurzelwerk wird eine Flasche mit einer Urkunde vergraben; die Flasche wurde 1969 wieder entdeckt.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Mit Eröffnung der Eisenbahnteilstrecke Troisdorf-Oberkassel ist am 1.3. auch das Bahnhofsgebäude fertiggestellt.
Spich: Der 10-Jährige
Felix Krakamp
wird Organist an der Kirche. Nach dem Studium der Orgelmusik und der Ausbildung zum Bariton übernimmt er die Organistenstelle am Bonner Münster und wird Leiter des Bonner Männer- Gesangvereins. Er betätigte sich auch als Komponist und vertonte u. a. Gedichte des Spicher Heimatdichters Hans Willi Mertens.
1872
Bergheim: Die neue Kirche wird am 3.8. durch Einsetzen der Kreuzblume fertiggestellt und am 22. September geweiht.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Zwischen Siegburg und der Eisenhütte ist eine Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen worden, damit Beschäftigte bei der Eisenhütte das Werk aus dem Agger- und Sieg-Raum ohne Umsteigen erreichen können. Der Betrieb wird aber 1881 wieder aufgegeben.
1874
Oberlar: Die Eröffnung der Güterzugstrecke Troisdorf-Speldorf am 19. November ist für Oberlar der Beginn einer dörflichen Entwicklung durch Bau eines großen Bahnbetriebswerks und durch den Bau von Wohnungen für das Eisenbahnpersonal.
1874
Altenforst: Die 8. Preußische Armee weitet den Schießbetrieb aus und lässt durch die Schießplatzverwaltung große Wald- und Heidegebiete aufkaufen oder enteignen. Davon betroffen sind Betriebe, die zu Spich und Altenrath gehören. Bis 1915 kommen immer weitere Gebiete hinzu, auch in Troisdorfer, Oberlarer und Spicher Bereichen.
1875
Troisdorf: Die neu gebaute St. Hippolytus-Kirche wird am 13.7. eingesegnet.
Spich: Grosse Teile des Spicher Gemeindewaldes an der Fusskuul und an der Katzbach werden durch ein Großfeuer vernichtet.
Eschmar: Nach Fertigstellung wird die neu gebaute Schule in Betrieb genommen.
1876
Troisdorf: In diesem Jahr wird im Gebäude der Postagentur eine elektrische Telegrafenstation eingebaut.
1877
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Generaldirektor Albert Renard scheidet bei der Eisenhütte aus; im Amt folgt ihm am 1. September
August Hethey.
1878
Troisdorf: Es wird eine neue Nummerierung der Wohnhäuser vorgenommen.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Am 21. November ändert die außerordentliche Generalversammlung des Eisenhüttenwerks ihren Namen in „Sieg-Rheinische-Gewerkschaft“.
1880
Altenrath: Die Ludwigshütte wird an der Hasbacher Straße gebaut. Sie stellt Tonwaren her, die mit einer Schmalspurbahn bis zur Aggerfähre an der Burg Lohmar befördert werden. Mit Pferde- und Ochsenkarren werden die Produkte bis zum Bahnhof Lohmar transportiert, um von hier mit der Eisenbahn weiter befördert zu werden. 1917 wird das Werk geschlossen, weil die Grundstücke für die Erweiterung des Schießplatzes beschlagnahmt worden waren.
Spich: Einstellung des Bergbaubetriebs am Johannesberg (Kollberg).
1881
Altenrath: Die neue Schule nimmt am 27. Mai den Schulbetrieb auf.
1883
Troisdorf: Am 11. Oktober wird
Wilhelm
Hamacher
geboren. Nach Studium und Promotion wird er Gymnasiallehrer, Zentrumspolitiker, Mitglied des Reichsrates und 1933 seiner politischen Ämter enthoben. 1945 (nach Kriegsende) wird er Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei, Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen und Bundestagsabgeordneter. Von 1924-1933 und von 1946-1951 war er Mitglied des Gemeinderats und von 1948 bis zu seinem Tod am 29.7.1951 Bürgermeister.
1884
Altenrath: Zwischen Altenrath und Lohmar wird die Fähre durch eine Stahlbrücke ersetzt.
1885
Spich: Der ehemals freiadelige Gutshof „Haus Spich“ wird von Karl Theodor Hubert Engels aus Kriegsdorf gekauft.
1886
Troisdorf: Am 30. November wird in Köln die Rheinisch-Westfälische-Sprengstoff-Actien-Gesellschaft (RWS) gegründet. Generaldirektor wird
Emil Müller
aus Küppersteg. Die neue Firma kauft ab 1887 Grundstücke „Auf der Heide“, die Teil des Altenforstes sind.
Spich: Das Bauerngut „Groß Kochenholz“ wird von der Familie Weyer gekauft.
Altenrath: Der Entdecker des großen Grabhügelfeldes „Hohe Schanze“ und vieler anderer im Altenforst, Lehrer Joseph Rademacher, tritt am 25. September in den Ruhestand.
1887
Troisdorf: Die neue Firma RWS baut an der heutigen Kaiserstraße eine Zündhütchen- und Sprengkapselfabrik.
Sieglar: Am 29. September ließen die Gläubiger der Glockengießerei Claren den Betrieb öffentlich versteigern. Von den Firmeninhabern wurden von 1816-1887 etwa 1200 Glocken in Sieglar gegossen.
1888
Troisdorf: RWS beginnt auf den erworbenen Grundstücken „Auf der Heide“ mit der Planung einer Collodiumwolle- und Pulverfabrik.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Der Eisenhütte wird eine Fertigwarenabteilung angegliedert.
1889
Oberlar: Die Gemeinde Sieglar verkauft in Oberlar große Teile ihres Grundbesitzes an Bahn- und RWS-Mitarbeiter zum Bau von Wohnungen. Auch damit wird in Oberlar der Grundstock für eine Vergrößerung der Ortschaft gelegt.
1890
Bergheim/Müllekoven: Für beide Ortschaften wird eine Spar- und Darlehenskasse gegründet.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Nachts vom 23. zum 24.11. führen Agger, Sieg und Rhein Hochwasser. Durch den Wasserrückstau vom Rhein her gab es einen Dammbruch an der Agger, und das Wasser überschwemmte weite Teile des Vordeichgeländes, unterspülte die Brücke der Köln-Gießener-Eisenbahnbrücke (Flutbrücke) und brachte sie zum Einsturz. Besonders betroffen hiervon war das Eisenhüttenwerk mit dem Hochofen und den Kupolöfen. Über ½ Meter hohes Wasser drang in die Kanäle der Fabrikanlagen und Werkstätten. Eine Produktion war nicht mehr möglich. Wegen einsetzendem Frost konnten die Betriebe bis Mitte Januar 1891 nicht arbeiten. Auch die Zulieferungen über die Eisenbahn waren nicht möglich, weil die rechtsrheinische Eisenbahnstrecke wegen verschiedener Schäden ausgebessert werden musste.
Troisdorf: Im Haus neben der Schule Kirchstraße wurde für 600 evangelische Christen alle 14 Tage sonntags Gottesdienst abgehalten. Bis 1896 versahen Pastöre benachbarter Kirchengemeinden den kirchlichen Dienst. Am 1. August 1896 wurde dann der evangelische Vikar
Walter
Neumann
mit dem Aufbau einer evangelischen Gemeinde beauftragt. In dem Haus Kölner Straße 126 wurde ab 2.5.1897 der sonntägliche Gottesdienst jede Woche angeboten.
1891
Troisdorf: Der 1890 begonnene Bau einer Wartehalle für 400 Arbeiter am Bahnhof ist fertiggestellt und wird in Betrieb genommen.
Sieglar: Der neue Friedhof an der heutigen Pastor-Böhm-Straße wird zur Benutzung frei gegeben.
1892
Troisdorf: Die Poststraße und die Bahnhofstraße werden gepflastert; 1895 folgt die Faustgasse (heute Hippolytusstraße).
1893
Troisdorf: Das erzbischöfliche Generalvikariat genehmigt an 1. September dem katholischen Pfarrer Clemens August Meyer auf seinen Antrag vom 20.4.1983 die Einrichtung einer Klosterfiliale der Olpener Schwestern in Troisdorf. Am 11.4.1898 stellt er den entsprechenden Antrag an die preußische Regierung in Berlin. Diese erteilt am 1.12.1898 die Genehmigung, und so treffen die Ordensschwestern am 14.6.1899 in Troisdorf ein. Am 1.12.1903 zogen sie in das von ihnen gebaute St. Josef-Hospital.
1894
Troisdorf: Der Gemeinderat fasst den Beschluss, eine allgemeine Straßenbeleuchtung einzuführen. Die ersten Lampen brannten am 26. Oktober 1895.
1895
Spich: Nach einer Mitteilung im Amtsblatt der Regierung in Köln erhält Spich eine Postagentur.
1896
Oberlar: Am 26.10. wird die erste Schule feierlich eingeweiht und für den Schulunterricht geöffnet.
Spich: Haus Broich geht im Wege der Erbfolge an die Familie Bouserath in Sieglar über.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Eugen Langen, der Bruder von Emil Langen, hat eine Erfindung angemeldet, nach der aus Hochofenschlacke der Grundstoff für die Zementproduktion gewonnen werden kann. Eine Zementfabrik geht in diesem Jahr noch bei der Eisenhütte in Betrieb.
1897
Troisdorf: Amandus Hagen gründet eine Zementwarenfabrik. Hagen war Gemeindevertreter, Beigeordneter und 1945 einige Monate Bürgermeister. Sein Betrieb wird 1968 eingestellt.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Das Eisenhüttenwerk nennt sich jetzt „Sieg-Rheinische-Hütten AG“. Der neue Name ist auch ein Hinweis darauf, dass die Gesellschaft die Ausbeute eigener Erzgruben aufgegeben hat. Generaldirektor wird
Peter Müller
von der Heinrichshütte Hattingen.
Troisdorf: Am 10. Februar beschließt der Gemeinderat, aus dem Verband der Landbürgermeisterei Troisdorf-Wolsdorf auszuscheiden, um eine eigene Bürgermeisterei-Gemeinde zu werden. Wolsdorf hat zwei Tage vorher (am 8.2.), ebenfalls den Beschluss über das Ausscheiden gefasst, gleichzeitig aber den Wunsch auf Eingemeindung in die Stadt Siegburg geäußert.
Am 22. April 1898 wurde mit allerhöchstem Erlass des Königs die Genehmigung zur Auflösung erteilt mit dem Hinweis, alles Erforderliche zu veranlassen. Der Regierungspräsident verfügte am 6.6.1898 die Neuordnung mit dem Hinweis, dass damit Troisdorf am
1. April 1899
(Beginn eines neuen Haushaltsjahres) aus der Landbürgermeisterei Troisdorf/Wolsdorf ausscheide.
Nach weiteren Entscheidungen des Troisdorfer Gemeinderates und Ausschreibung der Bürgermeisterstelle wurde Wilhelm Klev, bisher Sekretär bei der Stadt Siegburg, am 7.12.1899 in sein Amt eingeführt. Am 17. Januar 1900 wurde von ihm im Hause Ooms Poststraße/Faustgasse (heute Hippolytusstraße) der Bürgermeistereibetrieb eröffnet.
Spich: Spicher Bürger gründen eine Spar- und Darlehenskasse für den eigenen Pfarrbezirk.
Bergheim: In diesem Jahr war eine Keuchhusten-Epidemie ausgebrochen.
1898
Sieglar: Am 3. August kamen 4 Schwestern vom Orden der Augustiner-Cellitinnen in Neuß nach Sieglar, um auf Antrag und Wunsch des 1896 versetzten Pfarrers
Adolf Plönnis
die Einrichtung eines Waisenhauses und die ambulante Krankenpflege zu übernehmen. Sie erweiterten ihre Aufgaben auf die Krankenhauspflege und erhielten dafür die königliche Genehmigung am 29.5.1911. Am 15. März 1913 war das Haus fertiggestellt. Damit war ein seit Jahren geäußerter Wunsch erfüllt, für Sieglar und Umgebung ein Krankenhaus vorzuhalten.
1899
Troisdorf: Für Troisdorf und Umgebung wird die erste Lokalzeitung „Anzeiger für Sieg und Rhein“ herausgegeben.
Als Vorläufer der späteren Berufsschule wird von Pfarrer Clemens Meyer eine Fortbildungsschule gegründet. Die Fortbildungsschule wird am 12.1.1900 die „Gewerbliche Fortbildungsschule“.
Friedrich-Wilhelms-Hütte: Dem Eisenwerk angegliedert wird eine Schraubenfabrik.
Oberlar: Carl Hochherz aus Köln gründet eine Kinderwagen- und eine Korbwarenfabrik. Sie produziert 75 Jahre und muss 1974 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten den Betrieb aufgeben.
Spich: Auf dem Gelände der Alaunhütte wird von Josef Lengsholz aus Porz eine Dampfziegelei (Panneschoppen) gegründet. Der Betrieb wird 1909 von einer Nachfolgefirma eingestellt.